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29. PARADIES-TRIATHLON JENA

 

16 Juni 2019

– Allgemeines
Was gibt es Schöneres, als Zuhause vor heimischen Publikum, Freunden, Familie und Sponsoren einen Wettkampf zu bestreiten? Richtig, für einen Sportler nur wenige Dinge. Der Jenaer Triathlon gehört zweifelsohne zu meinen Lieblingsrennen im Wettkampfkalender und das nicht nur, weil ich aus dem Bett auf die Startlinie fallen kann.  

Neben meiner Vorbelastung am Samstag, die üblicherweise in allen drei Disziplinen recht kurz ausfällt, entschloss ich mich, meinem Verein beim Aufbau zu helfen. Neben der guten Tat, ist es immer wieder schön, mit den fleißigen und super engagierten Helfern zu quatschen und ein erstes Wettkampfflair zu entwickeln. Ich machte mich außerdem mit den Strecken vertraut und wusste am Folgetag exakt, wie die Strecke verlaufen wird. Ein Vorteil! 

 

„Irgendwie wurmte mich das so sehr, dass ich versuchte noch schneller zu fahren.“

Dann war es soweit, am Sonntag den 16.06. um 11:30Uhr fiel der Startschuss des 29. Paradiestriathlons und schickte knapp 200 Männer auf die Sprintdistanz von ca. 750m Schwimmen, 22km Rad und 4,5km Laufen. Die Schwimmstrecke im hiesigen Schleichersee ist berüchtigt, denn neben dem Landstart folgt nach ca. 360m Schwimmstrecke ein kurzer Landgang. Das will geübt sein und ich tat mich in diesem Jahr sehr schwer damit. Mein Rhythmus war etwas gebrochen und ich musste mich nach dem erneuten Sprung ins Wasser kurz sammeln. Vorne weg, schwamm wie erwartet der noch junge Hannes Butters. Er ist als begnadeter Schwimmer bekannt und machte seinem Ruf alle Ehre. Nach der ersten von zwei Schwimmrunden hatte ich ca. 20 Sekunden Rückstand und die Lücke wurde größer. Direkt an meinen Füßen hatte sich mein Teamkollege Tom Gorges „festgebissen“ und so versuchte ich die Lücke nach vorne nicht zu groß werden zu lassen und Tom irgendwie abzuschütteln. Am Ende stiegen wir aber doch zu zweit aus dem Schleichersee, mit ca. einer Minute Rückstand auf den Führenden. Hannes war verdammt schnell unterwegs und das sollte sich zu meiner Überraschung auf dem Rad nicht so schnell ändern. 

Tom wechselte einen Tick schneller. Damit hatte ich auf den ersten 1,5km eine Orientierung, wie sich einer meiner Hauptkonkurrenten um den Tagessieg auf der zweiten Disziplin verhalten sollte. Mit einem normalen Rennrad unterwegs, machte Tom richtig Dampf und irgendwie wurmte mich das so sehr, dass ich versuchte noch schneller zu fahren. Ich kam näher, bis ich ihn nach ca. 2km überholte und Jagd auf Hannes machte. Der fuhr mit gefühlt gleichbleibenden Abstand vor uns her – ca. 50 Sekunden nach der ersten von vier Radrunden. Natürlich hoffte ich, dass er sich auf den ersten Kilometern etwas übernommen hatte und erzwang meine Chance ihn einzuholen, in dem ich versuchte noch ein paar Watt mehr zu fahren. Wohl wissend, dass hinter mir auch noch Theodor Popp, Christian Altstadt sowie Hubert Hammerl auf ihre Radstärke vertrauten und uns Feuer unterm Reifen machten. Der Abstand zu Hannes wurde jedoch nur langsam kleiner, während Tom sich hinter mir weiter festbiss und sich auf seinem Rennrad nicht abschütteln lies.
Plötzlich tauchte Hubert neben mir auf. Kurz vor der Wende zirkelte er seinen schwarzen „Flitzer“ an mir vorbei und schob sich vor mich. Dann geschah etwas absurdes. Anstatt weiter Gas zu geben, fuhr er plötzlich auf dem Oberlenker und nahm Tempo raus. Ohne zu zögern, überholte ich wieder, da Hannes sonst wieder an Boden gewonnen hätte und unsere Verfolger um Tom, Christian und Theo weiter aufschließen würden. 321Watt zeigte mir mein Tacho an. In diesem Moment dachte ich: Das Momentum ist heute auf deiner Seite Ali. Heute ist dein Tag! Und wieder rauschte Hubert an mir vorbei. Er lies mir keine Chance ein ähnliches Tempo anzuschlagen und zog mir davon. Der Abstand zu Hannes schmolz trotzdem um weitere Sekunden und auch Tom lies sich davon nicht beirren und orientierte sich weiter an meinem Hinterrad. 
Nach 32:14min und einem 41er Schnitt erreichten Tom und ich die Wechselzone. Wir lagen auf Platz drei und vier, entschlossen auf der Laufstrecke richtig Gas zu geben. Hubert hatte derweil mit einem unfassbaren Husarenritt auf Hannes aufgeschlossen und beide liefen gemeinsam (ca. 30 Sekunden vor uns) auf die erste von vier Laufrunden. Ich orientierte mich nur nach vorne. Ich vergaß, dass Tom noch in meinem Windschatten lauerte. Wir holten auf! Plötzlich flog Theo an uns vorbei. Ähnlich wie Hubert auf dem Rad, hatte er ein Tempo angeschlagen, welchem ich nicht folgen konnte. Wenige Augenblicke überholte dann auch noch Tom und ich fand mich auf Platz fünf wieder. Beileibe nicht das Resultat, was ich mir vorgestellt hatte. Ich merkte schnell, dass Theo und Tom sich ihres Tempos sehr sicher waren und vermutlich nichts mehr anbrennen lassen sollten. Doch da waren ja noch Hannes und Hubert! Auf der dritten von vier Laufrunden war es endlich so weit. Als ich beide stellen konnte, machte sich für einen kurzen Moment die Zufriedenheit breit. Angeschlagen von dem für meine dauerhaft hohen Tempo – aber so ist das eben auf einer Sprintdistanz. Doch Zufriedenheit lähmt, da ein Wettkampf und die Jagd nach dem Sieg erst auf dem Zielstrich beendet ist. Ich versuchte auf der letzten Runde noch einmal alles in die Waagschale zu werfen, um den Anschluss zu Tom wiederherzustellen und meine beiden Kontrahenten hinter mir weiter unter Druck zu setzen. Doch am Ende fehlte mir der nötige Punch, um noch mehr ausrichten zu können und ich sicherte mir den dritten Platz des 29. Paradiestriathlons – meinem geliebten Heimrennen.
Theo Popp gewann mit einem beherzten Lauf die Goldmedaille, dicht gefolgt von meinem cleveren und super aufgelegten Teamkollegen Tom Gorges, weitere 18sec später lief ich durch den Zielbogen. Mich übermannten meine Emotionen! Ich war so glücklich, mal wieder ein Rennen unter Volldampf durchgestanden und das Geschehen mitbestimmt zu haben.
Noch heute bin ich mir sicher, dass der Zuschauer einen spannenden Sprinttriathlon gesehen hat. Selbst Teil davon gewesen zu sein, macht mich stolz und dankbar. Apropos dankbar: Was die Organisatoren und das gesamte Helferteam an dem Tag geleistet haben, ist nicht in Worte zu fassen. Einen Versuch ist es jedoch wert!
Trotz eines unplanmäßigen Ortswechsels und neuen Wettkampfbegebenheiten haben alle Abläufe aus meiner Athletensicht völlig reibungslos und selbstlaufend funktioniert. Alle ehrenamtlichen Helfer waren hilfsbereit und sogar noch fähig, mich und andere Athleten im Renngeschehen nach vorne zu peitschen. Trotz einer Vielzahl an Menschen vor Ort, ist man mir immer höflich, zuvorkommend und sehr nett begegnet. Das ist beim besten Willen keine Selbstverständlichkeit und dafür sage ich: CHAPEU! 
Auf nächstes Jahr ihr Recken,

eur Ali

 

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