IRONMAN 70.3 BARCELONA
20 Mai 2019
Nun war es doch so weit! Ich musste meinen Wettkampf frühzeitig abbrechen, da sich meine Hüftprobleme schon nach wenigen Kilometern auf dem Rad offenbarten. Im Vorfeld hatte ich beim Radfahren keine Probleme und war deshalb darauf vorbereitet, dass es spätestens beim Laufen auftreten könnte. Doch warum passierte es so widererwartend früh?
„Die Jungs haben richtig Gas gegeben, das spürte ich schnell.“
Um 6:55Uhr hatte ich das Einschwimmen beendet und fühlte mich gewappnet, meine ersten Erfahrungen in einem Profirennen zu sammeln. Die Wellen des Mittelmeers türmten sich vor mir und den anderen Jungs auf. Die „Pirates oft he Caribbeans“-Musik ertönte und ca. 50 Profis warteten auf ihren erlösenden Startschuss. Als er fiel, kam ich gut los, haute mich rein, sprang über die erste Welle und führte kurzzeitig das Feld an. Wenige Augenblicke später war ich mittendrin im Gewusel. Die Jungs gaben richtig Gas, das spürte ich schnell. Nach ca. 400m war ich noch in der Spitzengruppe vertreten, doch wenige Meter später ging das Loch auf. Nach ca. 900m blickte ich nach rechts und entdeckte Bart Arnouts, den späteren Sieger des Rennens. Ich wusste, um eine Chance für ein gute Endplatzierung aufrecht zu erhalten, musste ich diese Füße halten. Weitere 400m später wurde das Tempo plötzlich langsamer und ich orientierte mich neu. Dabei sah ich, wie zwei weiße Badekappen (die zwei schnellsten Frauen) an uns heranflogen. Die Damen sind eine Minute nach uns gestartet und hatten diesen Zeitverzug auf 1200m aufgeholt. Für einen Moment war ich sehr beeindruckt, weil ich davon ausging, dass wir bis dahin zügig unterwegs waren. Ich besann mich und ging mit. Der Rest meiner männlichen Mitstreiter ließ diesen Moment verstreichen und so konnte ich mich etwas absetzen. Nach 27:14min kam ich am Strand Calellas an, lief ins Wechselzelt, schnappte mir meinen Wechselbeutel und zog mir den Neopren vom Leib. Dabei rutschte ich aus und knallte neben Anja Ippach auf den Zeltboden – peinlich. Diese wertvollen Sekunden des verkorksten Wechsels kosteten mich die Radgruppe um Bart Arnouts und Kenneth Vandendriesche. Also fuhr ich allein los, entschlossen die kleine Lücke auf den ersten Kilometern zu schließen. Auf den ersten Kuppen spürte ich ein leichtes Ziehen in der angeschlagenen Hüftregion und nach einem Antritt war es dann soweit – ich konnte vor Schmerz keine Pedalumdrehung mehr machen. Beim Ziehen an der Pedale machte der Muskel komplett zu.
DNF! Das bedeutet auch, nach dem Rennabbruch im Niemandsland wieder zum Start-Ziel-Bereich zu kommen. Es ist die größte Schmach, neben dem beschissenen Gefühl, dass man den erlösenden Zielstrich nicht sehen wird, an allen Startern in entgegengesetzter Richtung vorbeizurollen. Nach einer kurzen Dehnungspause nahm ich also mein Rad und rollte durch die „Manege“ wie ein gescholtenes Schwein.
Dennoch war es rückblickend der Startversuch wert. Ich habe einen ersten Eindruck vom Renngeschehen unter den Profis bekommen. Die Enttäuschung über das verletzungsbedingte Aus sitzt trotzdem sehr tief. Ich werde das Problem jetzt noch energischer behandeln und nicht aufhören für (m)ein perfektes Rennen zu kämpfen.
Bis bald,
euer Ali