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AliWillTri IN ZEITEN VON CORONA 

 

06 Mai 2020

– Allgemeines
COVID-19 als globale Pandemie tangiert uns alle in irgendeiner Form. Gesellschaftlich stellt uns dieser nicht wirklich vorhersehbare Zustand vor große Herausforderungen und auch wir Sportler haben mit den Auswirkungen zu kämpfen. 

photocredit: Anne Oebser

Seit dem 17. März 2020 scheint alles anders. Zu diesem Zeitpunkt verbrachte ich mit meiner Familie noch genau eine Nacht im Hotel Las Gaviotas (Alcudia, Mallorca). Mein dortiges Trainingslager neigte sich dem Ende entgegen, die Glieder sowie der Geist waren erschöpft von einer Woche hartem Training. Mein Telefon klingelte nun ununterbrochen. Nachrichten wie „Bleib wo du bist“, „Hier gibt’s kein Klopapier mehr“ und „Schwimmen wirst du hier die nächsten Monate nicht können“ erreichten mich. Um ehrlich zu sein, die Worte wirkten wie aus einer anderen Welt. Wenige Tage später, als wir uns Zuhause wieder eingelebt hatten, erahnte ich, dass sich diese Warnungen bewahrheiten sollten.

Die Ungewissheit, durch Veranstaltungsabsagen und damit auch die Einsicht, dass ein geregelter Wettkampfbetrieb nicht stattfinden wird, bereiteten mir großes Unbehagen. Auch die Situation, nach vielen Jahren mit einem ausgeklügelten Trainingsalltag, nicht mehr schwimmen zu können, brachte mein rhythmusorientiertes System durcheinander. Ich musste mich sammeln, meine Akkus noch einmal aufladen, den Fokus neu ausrichten. Geregeltes Training? Keine Spur! Dieser Zustand dauerte drei Wochen. Eigentlich hätte jetzt mein zweites, zweiwöchiges Trainingslager auf Mallorca beginnen sollen. Doch daraus wurde nichts!

„In Zeiten von Corona haben sich die Gewohnheiten in vielen Bereichen der Gesellschaft verändert“

In Zeiten von Corona haben sich die Gewohnheiten in vielen Bereichen der Gesellschaft verschoben: Ungewisse Planzahlen in Betrieben, Homeoffice, Kinderbetreuung (nebenbei), digitaler Schulunterricht, Besuchseinschränkungen von Familienangehörigen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sowie Ausgangssperren in weiten Teilen der Welt. Die Gesellschaft sieht sich einem Problem ausgesetzt, für das sie bisher keine adäquate Reaktion in der Schublade hat. Die Auswirkungen dieser Pandemie sind noch nicht in Gänze einzuschätzen und doch gibt es einen Nenner, der bei vielen Menschen plötzlich wieder vermehrt in den Fokus rückt: Bewegung. Ich sehe unzählige Familien unterwegs auf Wanderwegen. Beobachte Massenbewegungen auf Radwegen und Jogger in Parks und Wäldern, wie ich sie zuvor nie gesehen habe. Die „Flucht“ ins Freie treibt so manchen wieder zu regelmäßiger sportlicher Betätigung.

Als professioneller Sportler hingegen, wo Kontinuität und Struktur eine übergeordnete Rolle spielt, gibt es vermehrt Fragezeichen. Wann setzt der Wettkampfbetrieb wieder ein? Wie periodisiere ich das Training und die Intensität?  Welche alternativen Trainingsmethoden könnten in den Vordergrund rücken? Wie finanziere ich die Saison 2021 ohne eine Saison 2020? Wie wirken sich die aktuellen Einschränkungen durch Covid-19 auf die Sponsoringbereitschaft in der Zukunft aus?

photocredit: Anne Oebser

Zumindest das Training habe ich mit meinem Coach angepasst. Zugseilvarianten lösen dreimal in der Woche das Schwimmtraining ab. Plyometrische Sprungvariationen ergänzen das Krafttraining und zielen auf eine Verbesserung der Laufökonomie ab. Wettkampfnahes Training wird über den Frühsommer durch den virtuellen Vergleich im Rahmen des Quarantathlon 2020 ersetzt. Im Lauf- und Radtrainingsbetrieb gibt es bisher glücklicherweise keine größeren Einschränkungen in Thüringen, sodass dieses mit maximal einem Begleiter auch weiterhin draußen stattfinden kann. Durch die eingeleiteten Maßnahmen schaffe ich in diesen beiden Disziplinen wieder mehr Umfang und erhoffe mir dadurch für die Zukunft eine bessere Belastungsverträglichkeit. Dennoch,  einige der vorangegangenen Fragen werden wohl bis auf weiteres ungeklärt bleiben und bei mir weiterhin für rumorendes Unbehagen sorgen.

Für mich steht jedoch fest, wenn der Wettkampfkalender wieder planbarer ist und erste Rennen in Aussicht gestellt werden, bin ich bereit. Formate wie die Pro-Tri-Series auf Zwift oder „IRONMAN VR“ konnten mich bisher nicht infizieren. Das liegt eventuell auch daran, dass ich mit meiner aktuellen maximalen Stundenleistung von ca. 4,2 Watt/kg abgeschlagener Letzter werde (Augenzwinker).

photocredit: Matthias Weißbrodt | Triathlon Jena e.V.

Für alle, die lieber an der frischen Luft einen virtuellen Wettkampf bestreiten wollen, hier der Aufruf: Informiert euch über den Quarantathlon 2020! Ich würde mich freuen, wenigstens dort gemeinsam mit euch an einer imaginären Startlinie zu stehen. An alle anderen Leserinnen und Leser, die diese Vergleiche und Wettkämpfe für ihren Seelenfrieden nicht brauchen: Bleibt aktiv!

Feuer frei,

euer Ali

 

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